WM 2002 | Fevernova
Austragungsort: Südkorea | Japan
Finale: Deutschland 0:2 Brasilien
Material: Polyurethan
Herstellungstechnik: handgenäht mit Ventil
Hersteller: Adidas, Herzogenaurach, Deutschland
Besitzer/Standort: René Sopp, Leipzig, Deutschland
Der Torwart ist der natürliche Feind des Balls. Despektierlich nennt der italienische Nationaltorhüter Gianluigi Buffon den neuen WM-Ball „Fevernova“ einen „lächerlichen Hüpfball für Kleinkinder“, weil der mit rotgolden züngelnden Flammen so bunt geraten sei. Sein deutscher Kollege Oliver Kahn meint etwas diplomatischer: „Die Flugbahn ist schon ein wenig anders.“ Der Schalker Feldspieler Marc Wilmots erklärt die ablehnende Haltung der Torleute: „Da werden sich manche Torhüter bei scharfen Schüssen eine blutige Nase holen.“ Irlands Freistoßexperte Ian Harte prophezeit gar: „Das Flugverhalten unterscheidet sich deutlich von dem
anderer Produkte. Bei Schüssen aus zwanzig Metern wird es für die Torhüter schwer, die Flugbahn zu berechnen.“ Oliver Kahn wurde vom neuen Ball gleich der Lächerlichkeit preisgegeben: Im ersten Spiel mit „Fevernova“, im ersten als Mannschaftskapitän, einem Freundschaftsspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Israel, plumpste der Ball von der Latte auf Kahns Füße und von dort ins eigene Tor. Der letzte handgenähte Ball soll aber laut Hersteller 25 Prozent präziser und zehn Prozent schneller als sein Vorgänger „Tricolore“ sein. Die wichtigste Innovation: Ein syntaktischer Schaum aus gasgefüllten Mikrozellen, von der Firma Bayer AG entwickelt, dämpft und macht die Flugbahn präziser. Außerdem bricht der „Fevernova“ mit dem „Tango“-Design. Die goldene Farbe steht für die Ener-gie, die Südkorea und Japan in die Fußball-WM 2002 investiert haben. Die roten Flammen repräsentieren das Feuer, das traditionell als treibende Kraft gilt. Vier Dreiecke mit einer Turbine in der Mitte sollen die technischen Errungenschaften symbolisieren, die beide Länder in ihrer jüngsten Vergangenheit erreicht haben. 2000 „Fevernovas“ reisen zur WM in Südkorea und Japan an, Trainingsbälle für die Mannschaften und jeweils 15 Stück für die 64 Spiele, zwölf für die Balljungen, drei für die Schiedsrichter. Oliver Kahn scheint während des Turniers den Ball stets im Griff zu behalten und seinen Frieden mit „Fevernova“ zu schließen. Der deutsche Torwart avanciert zum besten Spieler seiner Mannschaft und zum besten Spieler des Turniers. Im Finale gegen Brasilien schlägt ihm „Fevernova“ allerdings im entscheidenden Augenblick ein Schnippchen: Kahn kann einen schein-bar harmlosen Weitschuss nicht festhalten, der Ball schlüpft aus seinen Armen zum heraneilenden Gegenspieler. Der Weitschuss wurde aus zwanzig Meter Entfernung abgegeben. Der abgebildete Ball stammt aus der Partie Frankreich gegen Uruguay und wurde von Coca-Cola verlost. Heute liegt er in der Sammlung René Sopp, der ihn ein Jahr nach dem Spiel für 500 Euro bei eBay ersteigerte.