WM 1970 | TELSTAR DURLAST
Austragungsort: Mexico
Finale: Brasilien 4:1 Italien
Material: Leder
Herstellungstechnik: handgenäht mit Ventil und Durlast-Überzug
Hersteller: Adidas, Herzogenaurach, Deutschland
Besitzer/Standort: Francisco Aquino, Guadalajara, Mexiko
Der 17. Juni 1970 ist der Tag des Halbfinales zwischen Deutschland und Italien, jenes Spiel, von dem man später als einem Jahrhundertspiel reden wird. Die deutsche Nationalmannschaft bekommt einen Ball zum Aufwärmen, Modell „Telstar“ mit 16 weißen Panels, 16 schwarzen, ohne irgendein Logo. Unmittelbar vor Spielbeginn wird der Ball einem Mitglied des WM-Organisationskomitees übergeben. Der Mann gibt einem Radiojournalisten noch schnell ein Interview und schenkt ihm anschließend den Ball, den er selbst erst wenige Minuten zuvor erhalten hatte. Der Radiojournalist heißt Carlos Garcia, lebt in Mexiko City und schenkt den Ball drei Jahre später seinem damals 15-jährigen Neffen José Manuel Valverde. Dieser zieht 1985 samt Ball von Mexiko City nach Mexicali an die Grenze zu den USA und im Jahr 2003 weiter nach Arandas im Bundesstaat Jalisco. Den Ball verwahrt er im heimischen Kleiderschrank, wo ihn seine Frau eines Tages entdeckt und in den Müll werfen will, weil er längst die Luft verloren hat. Valverde verhindert das Unglück, lässt sich aber das Versprechen abringen, einen geeigneteren Aufbewahrungsort zu finden als den gemeinschaftlich genutzten Schlafzimmerschrank. Valverde sammelt eigentlich nur Fußballtrikots, deswegen fällt es ihm nicht sonderlich schwer, den Ball 2007 dem Bekannten eines Freundes zu übereignen, gegen 3000 US-Dollar und das Versprechen, über jeweilige Aufenthaltsorte des Balls stets informiert zu werden. Francisco Aquino lebt mit seiner Familie in Guadalajara im Westen des Landes, seine stattliche Sammlung umfasst 120 Bälle, die ältesten sind hundert Jahre alt. Der Ball von 1970 krönt seine Sammlung. Er überlässt ihn allerdings einem Verwandten zur Aufbewahrung, dessen Büro Tag und Nacht bewacht wird. Der Ball liegt dort in einem Lagerraum. Valverde besucht Ball und Aquino regelmäßig in Guadalajara, die beiden Sammler sind mittlerweile Freunde geworden. Insgesamt wurden 500 Bälle in Frankreich produziert, um bei der WM 1970 in Mexiko zum Einsatz zu kommen. Der Verbleib der 499 anderen Spielbälle ist ungeklärt. Aquinos Ball ist der einzige mit einer dokumentierten Geschichte. Aquino glaubt nicht, dass nach der WM viele Bälle außer Landes gelangt sein könnten. Er hat die Hoffnung nicht aufgegeben, in Mexiko noch weitere aufspüren zu können. Bei der WM 1970 wurden drei unterschiedliche Modelle gespielt: 100 Exemplare in Weiß, kein Aufdruck, Modell „Chile Durlast“, 300 Exemplare in Schwarz-Weiß, Modell „Telstar“, 100 Exemplare ganz in Braunrot, ohne Logo oder Aufdruck. Der Name des Modells lässt sich nicht mehr mit Sicherheit bestimmen, er taucht in keinem bekannten Katalog auf. Die Namen „Comet“ oder „Meteor“ erscheinen am wahrscheinlichsten. Im Jahrhundertspiel kam in der ersten Halbzeit das weiße Modell zum Einsatz, in der zweiten das schwarz-weiße. Das schwarz-weiße Modell stellte sich als fernsehtauglicher heraus. Die WM 1970 war die erste, deren Spiele live im Fernsehen übertragen wurden. Sie war auch die erste auf dem amerikanischen Kontinent, bei der man sich mit Adidas ausschließlich für Bälle aus Europa entschied – die schlechten Erfahrungen mit den südamerikanischen Bällen waren noch zu frisch.