WM 1950 | Super Duplo T
Austragungsort: Brasilien
Gewinner: Uruguay
Material: Leder
Herstellungstechnik: handgenäht mit Ventil
Hersteller: Superball – Bell Ville (Cordoba), Argentinien
Besitzer/Standort: Walter Bahr, National Soccer Hall, Oneonta, USA
1950, der erste Ball mit Ventil und die erste WM nach dem Krieg, zwölf Jahre nach dem letzten Turnier in Frankreich, was für ein Chaos! Indien wollte barfuß spielen, durfte aber nicht, und zog zurück. Der Spielmodus war ungewöhnlich, kaum nachvollziehbar, man einigte sich, ohne die Mannschaften Italiens und Englands in die Entscheidung mit einzubeziehen: 13 Teams spielten in vier Gruppen, die vier Gruppensieger spielten im Modus „Jeder gegen jeden“ den Titel aus. Uruguay wurde Weltmeister im entscheidenden letzten Gruppen-spiel gegen den haushohen Favoriten Brasilien. Das Vereinsmuseum von Belo Horizonte brüstet sich, den echten Endspielball aus dem Maracana-Stadion auszustellen. Der Ball zeigt merkwürdigerweise keinerlei Gebrauchsspuren. Sei’s drum. Eine Weltmeisterschaft ohne echtes Finale kennt ohnehin keinen Finalball.
Der einzige Ball, von dem man mit Sicherheit behaupten kann, dass er in Brasilien zum Einsatz kam, liegt in einem Museum im Norden des Staates New York, in der National Soccer Hall of Fame von Oneonta. Der Spieler Walter A. Bahr hat ihn sich geschnappt, am 29. Juni in Belo Horizonte, nach dem sensationellen Sieg der USA gegen England. In der 37. Minute schlug er den entscheidenden Pass zum einzigen Tor im Spiel. Beim Schlusspfiff führte Bahr den Ball abermals am Fuß. Er hob ihn auf. Der Ersatztorhüter kam sofort auf ihn zugerannt und rief: „Ich beschütze dich, Walter. Niemand wird dir diesen Ball wegnehmen!“ Der Spielball gelangte in den Besitz des US-amerikanischen Fußballverbandes, der ihn 1984 der National Soccer Hall of Fame übereignete. Das Modell „Super Duplo T“ des argentinischen Herstellers „Superball“ liegt heute wohlbehütet in einer Vitrine zwischen dem Endspielball des Olympischen Fußballturniers von 2004, als die USA-Damen gegen Brasilien die Goldmedaille gewannen, und dem Ball aus dem Frauen-WM-Finale USA gegen China von 1999. Der Torschütze von 1950 allerdings ging verloren: Joe Gaetjens wechselte nach der WM 1950 als Profi nach Frankreich, bevor er heiratete, eine Familie gründete und 1953 nach Haiti zog.
Am 8. Juli 1964 wurde er von Schergen des Diktators Papa Doc entführt und nie wieder gesehen.