WM 1930 | 2. H ALBZEIT | T-Model
Austragungsort: Uruguay
Finale: Uruguay 4:2 Argentinien
Material: Leder
Herstellungstechnik: handgenäht mit Schlussschnürung
Hersteller: unbekannt
Besitzer/Standort: National Football Museum, Preston, England
Für das Spielgerät der ersten Fußballweltmeisterschaft musste kein Schwein mehr sterben. Der erste WM-Ball ist dem Vernehmen nach schon eine Gummiblase, die man in eine Hülle aus Kuhleder einnäht. Ohne Ventil, ohne einheitlichen Druck, nicht einmal die Größe ließ sich genau normen – ein Streit um den Spielball im Endspiel in Uruguay schien vorprogrammiert. Das spielstarke, technisch versierte Team aus Argentinien bevorzugt einen weicheren und auch einen Tick kleineren Ball, Uruguay einen härteren, so wie man ihn in Europa spielt. Der weise Schiedsrichter verfügt recht pragmatisch einen Ballwechsel zur Halbzeit. Zuerst
kommt der argentinische „Tiento“ zum Einsatz, in der zweiten Halbzeit das uruguayische „T-Model“ mit zehn eingestanzten Schnürlöchern und fünf Schlaufen. Der Unterschied zwischen den Bällen war offenbar spielentscheidend: Zur Halbzeit führt Argentinien noch 2:1, der Endstand lautet dann allerdings 4:2 für Uruguay. Beide Bälle liegen heute im Fußballmuseum in Preston, davon ist man zumindest in England überzeugt.
Vermutlich wurde jedoch noch ein zweiter uruguayischer Ball gespielt: ein „T-Model“ mit 14 eingestanzten Schnürlöchern und sieben Schlaufen. Dieser Ball kam aus dem Nachlass von Dr. Raul Jude, dem Verbandspräsidenten von Uruguay, auf den Markt und wurde im Jahr 2004 vom deutschen Agon-Sportverlag versteigert, für eine Summe von 45.000 Euro. Ein Amerikaner kaufte diesen Ball, vornehmlich, um ihn in diversen US-Shopping-Malls auszustellen. Nach eineinhalb Jahren wandte er sich erneut an den Agon-Verlag, um ihn wieder versteigern zu lassen. Für ein Gebot von 33.000 Euro ging der Ball dieses Mal an einen Sammler und Museologen aus Barcelona, Pablo Ornaque, der den Ball samt anderen Memorabilien auf Wanderschaft durch verschiedenste Sportmuseen der Welt schickt. Der Ball wurde inklusive notarieller Versicherung aus Uruguay verkauft; der Vorbesitzer versichert darin, der Ball sei im Endspiel gespielt worden, er hätte ihn vom belgischen Schiedsrichter Langenus unmittelbar nach Abpfiff erhalten. Die letzte Gewissheit fehlt freilich. Spieler oder Schiedsrichter konnten schon lange nicht mehr befragt werden, als die hitzige Diskussion um die Existenz eines dritten Balls unter Sammlern einsetzte. Eine ordentliche, lückenlose Dokumentation fehlt bei den meisten WM-Spielbällen.