WM 1990 | ETRUSCO UNICO
Austragungsort: Italien
Finale: Deutschland 1:0 Argentinien
Material: Polyurethan
Herstellungstechnik: handgenäht mit Ventil
Hersteller: Adidas, Herzogenaurach, Deutschland
Besitzer/Standort: René Sopp, Leipzig, Deutschland
Alle vier Jahre ein neuer cooler Name – natürlich gehen einem da irgendwann einmal die Ideen aus, man sucht verzweifelt nach Inspirationsquellen, und wenn dann jemand einen Vorschlag macht, wird der sofort dankbar aufgegriffen. „Azteca“ hatte zuletzt gut funktionert, warum also nicht „Etrusco“? So lautete der Vorschlag. Alte Volksstämme kommen immer an, also abgemacht: „Etrusco Unico“ – klingt gut und macht sich gut als Referenz zu einem frühzeitlichen italienischen Volk, den Etruskern. Blütezeit: 7. bis 4. Jahrhundert vor Christus. Bekannt durch allerlei Grabbauten und Grabbeigaben, und: – welch großartiger Zufall – die Etrusker erfreuten sich schon an sportlichen Wettkämpfen mit Bällen! So oder so ähnlich müssen die Überlegungen bei Adidas im Vorfeld der WM verlaufen sein. Doch beim Wort „sportlicher Wettkampf“ hatte man aufgehört zu recherchieren. Erst nach der Namensgebung, während der WM, fand man heraus, was die sportbegeisterten Etrusker unter Wettkampf verstanden: Sie spielten eine Art Polo, mit den eingewickelten Köpfen ihrer Feinde. Diego Maradona lobte den „Etrusco“ vor dem Turnier dennoch, und das, obwohl er Puma als Werbeträger verpflichtet war. Im Endspiel bewährte sich der „Etrusco“, als der deutsche Elfmeterschütze Andreas Brehme ihn punktgenau und stramm mit rechts neben den linken Innenpfosten setzte. Es war das entscheidende Tor gegen einen Torhüter, der sich zuvor im Turnier einen Ruf als Elfmeterkiller erarbeitet hatte. 800 „Etruschi“ orderte die Fifa für das Turnier in Italien, fünf Spielbälle bzw. Ersatzbälle für jede Partie, zwanzig Trainingsbälle für jede Mannschaft. Der Endspielball ist verschollen. Der abgebildete Ball stammt aus dem Nachlass des argentinischen Schiedsrichters Juan Carlos Loustau, der die Partie Belgien gegen Spanien leitete. Der Ball liegt in der Sammlung René Sopp.