WM 1978 | Tango Durlast
Austragungsort: Argentinien
Finale: Argentinien 3:1 Niederlande
Material: Leder
Herstellungstechnik: handgenäht mit Ventil und Durlast-Überzug
Hersteller: Adidas, Herzogenaurach, Deutschland
Besitzer/Standort: Erich Linemayr, Linz, Österreich
Linemayr, schon wieder: dieses Mal mit einem Ersatzball aus dem Endspiel zwischen Argentinien und den Niederlanden. Niemand holte ihn nach Beendigung der Partie aus der Schiedsrichterkabine ab. Er wurde einfach vergessen, da erbarmte sich Erich Linemayr des Balls und verewigte sich auf ihm mit allen weiteren Partien der WM 1978, bei denen der Österreicher als Schiedsrichter oder Linienrichter zum Einsatz kam; es waren Partien, die ohne Linemayr längst in Vergessenheit geraten wären: Italien gegen Frankreich, 2:1 (Linienrichter), Polen gegen Tunesien, 1:0 (Schiedsrichter), Argentinien gegen Brasilien, 0:0 (Linienrichter).
In Erinnerung dürften der Fußballwelt lediglich drei Begegnungen geblieben sein: Deutschland erleidet gegen Österreich die „Schmach von Cordoba“; Argentinien gewinnt gegen Peru mit sechs Toren und erreicht nur aufgrund des besseren Torverhältnisses gegenüber Brasilien das Endspiel, nachdem die Partie verlegt wurde, sodass Argentinien wusste, welches Ergebnis reichen würde; Peru soll im Vorfeld von der Militärjunta eine größere Getreidelieferung in Aussicht gestellt worden sein; schließlich das Endspiel, in dem Menottis „linker Fußball“ Ernst Happels Niederländer besiegt und Menotti anschließend den machthabenden Generälen den Handschlag verweigert. Linemayr war in diesem legendären Endspiel Schiedsrichterassistent. Das neue WM-Modell erregte im Vorfeld die Gemüter: „Tango“ wurde mit einer Polyurethan-Schutzschicht gegen den erwarteten Juniregen in Argentinien imprägniert. Er war eine Spur leichter als das Vorgängermodell „Telstar“, was die Südamerikaner sehr begrüßten. Die Europäer, eher schwerere Bälle gewohnt, kamen mit „Tango“ weniger gut zurecht. „Der Ball hat kein Leben“, schimpfte der deutsche Trainer Helmut Schön, sein Mittelfeldspieler Rainer Bonhof assistierte: „Der lässt sich nicht mit dem Fuß anschneiden.“ Der vergessene „Tango“-Ersatzball aus dem Endspiel liegt heute auf Linemayrs Schrankwand in Linz – aufgepumpt und immer noch einsatzbereit.