WM 1986 | azteca México
Austragungsort: Mexiko
Finale: Argentinien 3:2 Deutschland
Material: Polyurethan
Herstellungstechnik: handgenäht mit Ventil
Hersteller: Adidas, Herzogenaurach, Deutschland
Besitzer/Standort: Dino Maas, Moers, Deutschland
Ein besonders feinfühliges Verhältnis zum Ball spricht man im 20. Jahrhundert vor allem drei Spielern zu: Franz Beckenbauer, Pelé, Diego Maradona. Ersterem gelang es selbst in hohem Alter und angetrunkenem Zustand, einen Ball vom Weißbierglas in eine Torwand zu schießen. Letzterer umspielte im Viertelfinale der Weltmeisterschaft 1986 beim Lauf über das halbe Spielfeld die halbe gegnerische Mannschaft und erzielte einen Treffer, der im Jahr 2002 zum WM-Tor des Jahrhunderts gewählt wurde. Der argentinische Spieler erklärt sich sein besonderes Geschick mit einem geradezu intimen Verhältnis zum Arbeitsgerät: „Der Ball ist für mich Mutter und Geliebte zugleich.“ Ferner gibt er an, als Kind seine ersten Bälle nachts stets mit ins Bett genommen zu haben. Für Neurologen ist der Ball das exemplarische Spielgerät schlechthin, das sie generell zur Wahrnehmungsschulung empfehlen. Deutsche Wissenschaftler entdeckten mittels Magnetresonanztomografie, dass sich nach regelmäßigem Training mit einem Ball selbst noch das Gehirn von Erwachsenen nach kurzer Zeit verändert. Nach längerer Trainingspause bilden sich diese Veränderungen wieder zurück. Geübte Fußballspieler kommen nach und nach mit immer weniger Kontrollmechanismen aus: Es wird möglich, zu schießen, ohne den Ball mit den Augen zu fixieren, die Geschwindigkeit des Balls und seine Flugbahn können allmählich antizipiert werden, am Ende einer perfektionierten Aktivierung aller fußballspezifischen Hirnareale steht auch bei Neurologen Maradonas hohe Kunst seines Zickzacklaufes über das Spielfeld. Neurologen erachten neben dem Fußballspiel das Jonglieren als besonders schwierig, weshalb auch das zweite Tor Maradonas, das er in jenem Spiel gegen England regelwidrig mit der Hand erzielte, durchaus Wertschätzung verdient, insbesondere weil in Mexiko – wegen dünnerer Luft in der Höhenlage – die Bälle weiter und schneller als gewöhnlich flogen. „Azteca“ war der erste vollsynthetische Spielball. Er war damit gegen Nässe weitgehend unempfindlich und garantierte eine gleichbleibende Masse und Spielbarkeit. Sein Design stammt von einer Frau; Rebecca Martinez ließ sich von der Architektur und Wandmalerei der Azteken inspirieren. Der abgebildete Ball wurde in der Partie Italien gegen Frankreich gespielt und liegt heute in der Sammlung Dino Maas, Moers.