WM 1998 | EQT Tricolore
Austragungsort: Frankreich
Finale: Brasilien 0:3 Frankreich
Material: Polyurethan
Herstellungstechnik: handgenäht mit Ventil
Hersteller: Adidas, Herzogenaurach, Deutschland
Besitzer/Standort: Roger Saur, New York City, USA
Fünfzehn Meter Faden braucht ein Ball, 1400-mal muss die Nadel durch den Kunststoff
getrieben werden, ein guter Näher schafft gerade mal drei Bälle am Tag. 1998 werden siebzig Prozent aller weltweit verkauften Fußbälle in Pakistan genäht, vierzig Millionen, in einem Weltmeisterschaftsjahr sind es bis zu sechzig Millionen. Die Konkurrenten Adidas, Nike und Puma produzieren in der Industriestadt Sialkot in der Region Punjab, drei Autostunden nordöstlich von Islamabad. Die gemeinsame Produktionsstätte ermöglicht erste Kooperationen zwischen den Konkurrenten: Seit 1997 haben sich alle Hersteller auf die Ächtung von Kinderarbeit geeinigt. Einige Produzenten gründen ein Fairtrade-Siegel, Adidas drängt örtliche Geschäftspartner zur Einführung von Krankenversicherung, Altersvorsorge und Arbeitnehmervertretung. Der gemeinsame Produktionsstandort begünstigt allerdings auch Industriespionage. Experten gehen davon aus, dass auf zwei echte Fußbälle ein gefälschter kommt. Adidas hat alle Original-Spielbälle für Weltmeisterschaften bis 1994 in Frankreich produziert, die Produktion für die Spielbälle der WM in Frankreich 1998 wurde nach Marokko verlegt, ab 2006 werden die WM-Spielbälle in Thailand produziert. Original-WM-Spielbälle tragen bis 1994 die Aufschrift Made in France, ab 1998 Made in Morocco, ab 2006 Made in Thailand, ab
2010 Made in China. Außerdem ist auf ihnen seit 1998 das Gütesiegel „Fifa approved“ zu lesen: Ihr Gewicht beträgt 420 bis 440 Gramm, sie haben einen Umfang zwischen 68,5 und 69,5 Zentimetern, sie sind absolut rund, halten einen auf Meereshöhe bezogenen Luftdruck von 0,9 bis 1,1 bar mindestens drei Tage lang und springen, wenn man sie aus zwei Meter Höhe auf eine Stahlplatte fallen lässt, mindestens auf 1,20 Meter Höhe zurück. Auf jedem Original-Spielball ist ferner der zulässige Druck angegeben und die Aufforderung, vor dem Aufpumpen die Nadel anzufeuchten. 2006 kommt ein Aufkleber mit dem Herstellungsdatum hinzu.
In Sialkot werden seit je nur Adidas-„Replique“-Bälle hergestellt, sie sind günstiger im Preis, ihre Qualitätskriterien weniger streng. Die Aufschrift auf „Replique“-Bällen lautet: Made in Pakistan. Die besten Fälschungen stammen aus China bzw. Hongkong. Die Fälscher brauchen in der Regel drei, vier Jahre, um technische Neuerungen von Adidas zu kopieren. Zum ersten Mal wird beim Turnier 1998 die Anzahl der Spielbälle erhöht: Musste man bisher mit einem einzigen Spielball auskommen, der höchstens bei Luftverlust oder für bessere Sichtbarkeit bei ungünstigem Wetter ausgetauscht wurde, erhalten ab 1998 auch die zehn Balljungen jeweils einen Spielball. Der Spielfluss wird erhöht, auch die Sammler freuen sich. Der fotografierte Ball ist einer der Spielbälle der Partie zwischen Italien und Kamerun vom 17. Juni 1998. Er wurde signiert und dem Schiedsrichter Edward Lennie überreicht, aus dessen Nachlass ersteigerte ihn der amerikanische Sammler Roger Saur im November 2008 bei einer Auktion von Graham Budd Auctions in London.