WM 1954 | Swiss WC Match Ball
Austragungsort: Schweiz
Finale: Deutschland 3:2 Ungarn
Material: Leder
Herstellungstechnik: handgenäht mit Ventil
Hersteller: Ulrich Schär Sportartikelfabrik, Murgenthal, Schweiz
Besitzer/Standort: aus dem Nachlass von Sepp Herberger, DFB Frankfurt, Deutschland
Früher war kein Ball wie der andere. 1954 verleihen noch handwerkliches Geschick und unterschiedliche Qualität des Leders jedem Fußball Individualität, mitunter gar Seele. Der Trainer der deutschen Nationalmannschaft, Sepp Herberger, soll am Klang eines aufspringenden Balls erkannt haben, ob er etwas taugte oder nicht. Sein Spieler Fritz Walter charakterisierte einen Ball einmal sehr lebhaft: „Er spielte nicht mit, er sang nicht, er ließ sich nicht streicheln, er war nicht Kamerad und Freund des Spielers, sondern ein Fremder.“ Der Ball des Endspiels von Bern, ein Schweizer Fabrikat, war ihm und seinen Mannschaftskameraden ein guter Freund. Er war nass, es regnete, Fritz-Walter-Wetter, das erste Mal bei einer WM wurden Adi-Dassler-Schuhe mit Schraubstollen getragen, sechs Minuten vor Abpfiff landete der glitschige Ball auf dem Fuß von Helmut Rahn, der ihn mit einem Aufsetzer unhaltbar für den ungarischen Torhüter ins lange Eck schoss. Herberger bekam den Ball nach dem Endspiel geschenkt, mit den Unterschriften seiner
Spieler. Er war ein fanatischer Sammler, einer, der sogar die Speisekarten aus Trainingslagern der Nationalmannschaft aufhob. Gott sei Dank. Er bunkerte alles bei sich zu Hause in Weinheim an der Bergstraße: 6500 Fotos, 50 Filme, 1500 Bücher, 500 Memorabilien, ganze 361 Aktenorder voller Aufzeichnungen für seine geplanten Erinnerungen, die er nie fertigstellte. Herberger hatte keine Kinder, nach seinem Tod verschenkte seine Witwe Ev vieles, einiges soll sogar in den Müll gewandert sein. Archiv und Ball nicht. Beides ging nach Ev Herbergers Tod 1989 in den Besitz des DFB über, wo die Aktenordner erst einmal jahrelang unausgewertet im Keller liegen blieben. Der Ball, der das Wunder von Bern ermöglichte, liegt heute in einem Safe beim DFB in Frankfurt.