WM 1958 | TOP–STAR
Austragungsort: Schweden
Finale: Brasilien 5:2 Schweden
Material: Leder
Herstellungstechnik: handgenäht mit Ventil
Hersteller: Sydläder AB, Sydsvenska Laderoch Remfabriken, Ängelholm, Schweden
Besitzer/Standort: Schwedischer Fußballverband, Stockholm, Schweden
Die Auswahl des WM-Balls 1958 wurde von einem Zeitzeugen dokumentiert. Der Schwede Bengt Ågren gehörte dem international besetzten Komitee an, er hat das sporthistorische Ereignis mehrfach minutiös geschildert: Im Herbst 1957 startet die Fifa mit der Suche nach dem nächsten WM-Ball. Ballproduzenten aus der ganzen Welt werden aufgefordert, ihren Ball zur Prüfung einzuschicken. 102 Bälle gehen postalisch bis zum 20. Januar ein, einige Firmen schicken mehrere Modelle. Unter notarieller Aufsicht werden die Bälle im Büro des Schwedischen Fußballverbandes SvFF im Rasunda-Stadion in Solna, Stockholm, ausgepackt, und bekommen Nummern von eins bis 102. Der Name des jeweiligen Produzenten wird gemeinsam mit der zugeordneten Nummer notiert und in einem verschlossenen Umschlag beim Ball verwahrt. Zwischen dem 25. und 30. Januar werden alle Bälle aufgepumpt. Drei Mitglieder des Organisationskomitees, unter ihnen ein ehemals aktiver Spieler, überprüfen bei allen Bällen Gewicht, Größe, Oberflächenbeschaffenheit des Leders, Rundheit und Beschaffenheit etwaiger Schnürriemen. Nur 31 Bälle überstehen dieses erste Auswahlverfahren. Anfang Februar werden die Bälle erneut aufgepumpt und geprüft, dunkle Bälle aussortiert. Zehn Bälle bleiben am Ende dieser dreitägigen Prüfungsrunde übrig, die Auswahlkriterien werden allerdings nirgendwo schriftlich festgehalten, auch Ågren kann sich in diesem Punkt nicht genau erinnern. Am 8. Februar 1958 bestimmt das Komitee eine vierköpfige Delegation, die die verbliebenen zehn Bälle auf dem Stadionplatz testet. Die Bälle werden laut Ågren befühlt, gekickt, geköpft, gefangen. Nach dem Mittagessen und weiteren zwei Stunden ausführlicher Diskussion entscheidet man sich für den Ball mit der Nummer 55 und signiert ihn. Nach dem Öffnen des dazugehörigen Umschlags stellt das Komitee zur allgemeinen Überraschung fest, dass es sich um einen schwedischen Ball handelt, aus der Produktion der Firma Sydsvenska Laderoch Remfabriken in Ängelholm. Man einigt sich vertraglich darauf, den Namen des Modells erst am Tag des Endspiels bekannt zu geben. Die Firma stellt jedem WM-Teilnehmer unmittelbar nach Ankunft kostenlos dreißig Bälle zur Verfügung. Brasilien kauft einige Exemplare extra. Erst am Tag des Finales, dem 29. Juni 1958, erhält der Ball, der das Turnier durch ohne Logo gespielt wurde, seinen Namen: Top-Star. „Top-Star“ wird auch noch vier Jahre später, bei der WM in Chile, als einer von zwei offiziellen Spielbällen zum Einsatz kommen. Der signierte Ball mit der Nummer 55 wurde außer bei dem kurzen Auswahltest auf dem Stadionplatz nie eingesetzt und befindet sich immer noch im Rasunda-Stadion, im dortigen Sitzungsraum des SvFF. Den Endspielball, so haben neben Ågren mehrere Augenzeugen bestätigt, entriss der brasilianische Masseur Mario Americo dem Schiedsrichter Maurice Guigue unmittelbar nach Abpfiff des Spiels Brasilien gegen Schweden und versteckte ihn in der Umkleidekabine des Rasunda-Stadions. Ågren vermutet diesen Ball in einem Büro des brasilianischen Fußballverbandes in Rio de Janeiro, andere Offizielle wollen ihn in São Paulo gesichtet haben. Das Modell „Top-Star“ wurde bei der WM in drei verschiedenen Farbtönen gespielt: gelb, hellbraun, weiß.