WM 1934 | Federale 102
Austragungsort: Italien
Finale: Italien 2:1 Tschechoslowakei
Material: Leder
Herstellungstechnik: handgenäht mit Schlussschnürung
Hersteller: E.C.A.S., Rom, Italien
Besitzer/Standort: Stammt von der Familie des großen Giovanni Ferrari,
Museo del Calcio, Florenz, Italien
Der Ball ist anfangs alles andere als völlig rund. Wie sollte er, angesichts der damals üblichen Herstellungsmethoden? Das Rindsleder wird mit einer Kalklösung geäschert, so entfernt man die Haare, dann in großen Trommeln mit Chromsalzen durchtränkt und anschließend gefettet, das Gerben imprägniert die Haut. Der innere Kern, etwa zwei Fünftel der Haut, wird gestreckt und gespannt, damit sich der fertige Ball später einmal wenig verformt. Je nach Fabrikat werden zwölf oder 13 Streifen herausgestanzt, drei Millimeter dick, und mit gezwirntem Flachsfaden vernäht, von Hand, das hält länger als eine Maschinennaht. Schon ein Stich, der einen Hauch höher oder tiefer als die anderen gesetzt wird, bringt eine Unwucht in den Ball. Einen halben Tag lang dauert das Nähen, am Ende müssen zwei kräftige Männer jeden Ball von innen nach außen umdrehen und die Hülle dabei durch den zehn Zentimeter langen Schlitz für die Gummiblase ziehen. Die Schnürung, mit der die Gummiblase im Leder verschlossen wird, macht ohnehin jeden Ball unrund – und besonders Kopfbälle zum reinen Glücksspiel. Jabez Cliff heißt einer der damals noch raren Fußballproduzenten. Er ist Hoflieferant für Zaumzeug und Sättel mit Sitz in Walsall, England. 1900 beginnt der Besitzer mit der Ballproduktion, 1930 arbeiten schon 400 Näherinnen allein an Bällen. 1934 spielt man bei der WM in Italien mit zwei Modellen: den Bällen „Globe“ von Jabez Cliff & Co. Ltd., Walsall, England und den Bällen „Federale 102“ eines italienischen Herstellers mit dem Namen E.C.A.S. Rome. Im Finale führt die Mannschaft der Tschechoslowakei kurz vor Ende 1:0, bis Italien der Ausgleich gelingt, mit einem Flatterball, den der Torwart falsch berechnet. Der Ball war gegen Ende des Spiels schon deutlich verformt. Es ist nicht überliefert, welches der beiden Modelle im Endspiel eingesetzt wurde. Italien gewann das Spiel nach Verlängerung. Die Firma Jabez Cliff stellte die Produktion von Bällen zu Beginn des Zweiten Weltkrieges ein und nahm sie nach Kriegsende nicht wieder auf. Die Mitarbeiter waren zu alt für die körperlich anstrengende Fußballherstellung. Der abgebildete Ball stammt aus der Produktion von E.C.A.S. Rome, wurde in der Partie Italien gegen Spanien gespielt und liegt heute im Museo del Calcio in Florenz.